Umfangreiche Archäologische Funde am Morgenberg in Walschleben

    In unseren Orten schreitet die Umsetzung des Hochwasserschutzprogrammes seit vergangenem Jahr weiter voran. In Elxleben werden derzeit archäologische Untersuchungen vorgenommen im Bereich zwischen der Mahlgera und dem Geradamm unmittelbar neben der Gartenanlage. Diese sind erforderlich, bevor mit dem Bau der Hochwasserschutzanlagen begonnen werden kann bzw. darf.

    In Walschleben im Bereich des Morgenberges wurden ebenfalls solche Untersuchungen vorgenommen, im Ergebnis standen interessante Funde. Lesen Sie hier den Beitrag von Dr. phil. Daniel Scherf, Referat Erneuerbare Energien Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie:

    Umfangreiche archäologische Voruntersuchungen sind sowohl im Bereich der neuen Deichstellflächen als auch der Baustelleneinrichtungs- und Zwischenlagerflächen notwendig, die durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie durchgeführt werden. Nach ersten Sondierungen in der Geraaue wurden umfangreiche Zwischenlagerflächen auf dem Morgenberg östlich von Walschleben voruntersucht. 

    Der Morgenberg ist ein etwa 1,5 km langer und 300 m breiter Keuperrücken zwischen der Gera und dem Großen Ried, der sich ca. sechs bis acht Meter über der Niederung erhebt und gute Siedlungsbedingungen bot. Die Erhebung war bereits als Fundstelle des Neolithikums bekannt und trotz der Überformung eines großen Teils des Areals durch die Zuckerfabrik haben sich umfangreiche Siedlungsreste erhalten. 

    Rezente Auffüllungen, die größtenteils nach Abriss der Zuckerfabrik aufgebracht wurden, überdecken flächig, aber in unterschiedlicher Mächtigkeit, den gewachsenen Boden. Die angetroffenen archäologischen Befunde sind in den anstehenden Verwitterungslehm als auch in den verwitterten Fels eingetieft worden. Es dominieren Pfostengruben, also Reste von Gebäuden. Ferner wurden mehrere, umfangreiche Grabenwerke, darunter ein Doppelgrabenerdwerk der sogenannten Michelsberger Kultur und einzelne Siedlungsgruben sowie Bestattungen festgestellt. 

    Soweit die Sondagen bislang eine Aussage zulassen, streuen die Befunde um den höchsten Punkt des Morgenberges. Das bisher vorliegende Fundmaterial legt eine Datierung in das Jung- bis Spätneolithikum (Michelsberger Kultur, Schnurkeramik) sowie die Frühbronzezeit (Aunjetitzer Kultur) nahe. Ein Zusammenhang mit dem 1,5 km östlich im Großen Ried gelegenen Erdwerk von Riethnordhausen ist anzunehmen. Die ausgedehnten Bodeneingriffe für den Hochwasserschutz eröffnen die seltene Möglichkeit, den Denkmalbestand einer breiten Auenlandschaft zu evaluieren. Aufgrund der flächigen Ablagerung von Auelehmen und Abschwemmmassen kommen klassische Prospektionsmethoden, wie beispielsweise Feldbegehungen, zur Auffindung ur- und frühgeschichtlicher Bodendenkmäler in der Geraaue nicht in Frage. In Kombination mit der extrem niedrigen Reliefenergie im Bereich des pleistozänen Niederterrassenschotters sind bevorzugte Siedlungslagen im Gelände in der Regel nicht mehr erkennbar. Aus diesem Grund sind umfangreiche Sondierungen vorgesehen, die weiterhin neue und spannende Ergebnisse erwarten lassen. 

    Quelle: Dr. phil. Daniel Scherf Referat Erneuerbare Energien Landesamt f. Denkmalpflege und Archäologie, Fotos:

    TLDA,  Foto mit Tasse ist von H. Radewald, die Drohnenaufnahme von M. Milbradt