Die Direktorenvilla muss weichen

 
Sie ist der letzte Teil eines einstmals beeindruckend großen Gebäudeensembles – die Direktorenvilla der Zuckerfabrik in Walschleben. Jetzt stehen die Bagger bereit für ihren Abriss. Das Hochwasserschutzkonzept weist das Areal als Überschwemmungsgebiet aus und so muss nicht nur die Villa, sondern auch das Haus Bahnhofstraße 9, unmittelbar an der Gera gelegen, weichen. 
Vor einigen Jahren schon wurde im Rahmen der Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen die Straße über den Morgenberg verlegt. Sie bildet zusammen mit den Deichanlagen die sog. Anschlagslinie für aus dem Flussbett der Gera übertretendes Wasser. 
 
Die bereits geschaffen Anlagen, die neben der Schutzfunktion vor Hochwasser auch eine deutliche Aufwertung der Geraaue mit sich brachten, sind noch unvollständig. Um sie fertigzustellen, braucht es noch das abschließende Ergebnis des Planfeststellungsverfahrens. Die Obere Wasserbehörde, angesiedelt im Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, prüft derzeit den dazugehörigen Antrag der mit der Umsetzung des Vorhabens beauftragten Thüringer Landgesellschaft, die in diesen Antrag die Einwendungen von Betroffenen hat einfließen lassen. Erst dann, wenn „grünes Licht“ von der Oberen Wasserbehörde kommt, können die begonnenen Maßnahmen fortgeführt werden. Ziel des Konzeptes ist es, die Ortslage vor Hochwasser zu schützen.
 
Der Abriss der Direktorenvilla als letztes Relikt eines der größten und wichtigsten Produktionsstandorte unseres Landkreises, lässt in Walschleben wohl niemanden kalt. Die 1870 erbaute, 1921 zur Aktiengesellschaft umfirmierte, 1924 erweiterte Fabrik wurde späterhin volkseigener Betrieb. Nach der politischen Wende wurde sie von der Südzucker AG übernommen und 1991 nach einer schweren Explosion im Jahr zuvor geschlossen. Rund 1000 Tonnen Zucker wurden hier jährlich produziert. 
 
Die Villa ist 1892 erbaut worden. Lange Zeit schon wurde sie als Wohnhaus für mehrere Mietparteien genutzt. Der Sanierungsstau ist unübersehbar. Architektonische Details atmen einen morbiden Charme, lassen erkennen, welch schönes Haus dies einmal gewesen sein muss. Seit letztem Herbst wohnt hier niemand mehr.
 
Das Haus Bahnhofstraße 9 ist bereits im vergangenen Jahr vom Freistaat Thüringen erworben worden, eine entsprechende Entschädigung erhielten die letzten Bewohner, die auch bei der Suche nach einem Ersatzgrundstück unterstützt worden sind. Das in den 1920er oder 1930er Jahren errichtete Haus wird – ebenso wie die Villa – voraussichtlich bis Mitte Mai abgerissen sein, inklusive der Nebengebäude und aller versiegelten Flächen. Die alten Bäume sollen erhalten bleiben, das Areal wird in der Fläche der Umgebung angepasst.
 
Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler, Historische Ansichtskarte: wurde von M. Bube zur Verfügung gestellt
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