Reise ans Ende der Welt – Teil 2

    Saint Mathieu 

    Er ist weithin sichtbar – der Pointe Saint Mathieu mit seinem Leuchtturm. 

    Wandert man auf dem Zöllnerpfad dicht entlang der Steilküste mit ihren kleinen Buchten und Landzungen, summiert sich der Weg von Le Conquet zum Pointe Saint Mathieu auf rund vier Kilometer, die ich einfach nicht zügig zu gehen vermag. Denn hinter jedem Felsen, jeder Wegbiegung lohnt sich ein Blick auf das Meer, auf die Landschaft. Die Farben treiben ein niemals gleiches Wechselspiel – von lichtem Blau-Türkis bis Nachtblau, in der Sonne silbrig glitzernd, im Schatten fast schwarz, dazwischen kräftig Blau, von dem sich die weißen Segel der Boote abheben. Alles in allen Nuancen, allen Schattierungen. Hundert Farben Blau.

    Freche Möwen fliegen laut schreiend dicht an die Wanderer. Falken lassen sich vom Wind tragen, stehen fast regungslos in der Luft, um sich dann unvermittelt auf ihre Beute am Boden zu stürzen. Sturzflug. Aufschwung. Stehen in der Luft. Sturzflug…

    Ich war am Pointe Saint Mathieu schon oft, doch heute überrascht mich die Kloster-Ruine mit einem Gottesdienst. Die Gläubigen singen und ihre Stimmen vereinen sich in der Kathedrale zu einem Chor – bewegend schön, erhaben. Die Atmosphäre feierlich, klangvoll. Auch mein Hund hört andächtig zu, keinen ungeduldigen Mucks gibt er von sich. Erst später lese ich, dass jedes Jahr am ersten Sonntag im August die sog. “Pardon"-Feier stattfindet, ich erlebe also eine seltene religiöse Feier. 

    Den Leuchtturm kann man heute besteigen und ich hätte gern der Blick über die Küste aus 58 Metern Höhe schweifen lassen. Doch die 163 Stufen sind 163 zu viel für einen kleinen Hund. 

    Die benachbarte Kapelle ist menschenleer. Ich trete ein, suche die Stille, komme zur Ruhe. Die Gedanken haben Sendepause.

    Im Museum nebenan wird ein Film gezeigt. Die Geschichte des Klosters – Entstehung und Niedergang. Die Legende besagt, dass die Händler von León, die den Leichnam des Apostels Matthäus mitbrachten, auf wundersame Weise vor dieser Landspitze vor dem Schiffbruch gerettet worden seien. Deshalb wurde an dieser Stelle im 6. Jahrhundert das erste Kloster gegründet. Heute ist noch eine beeindruckende Ruine erhalten.

    Eine monumentale Stehle, die 1927 errichtete nationale Gedenkstätte auf dem Areal von Saint Mathieu, erinnert an die gefallenen französischen Marinesoldaten.

    Pause. Cappuccino und Wasser. Blauer Himmel, lauer Tag.

    Autor: B. Köhler Fotos: B. Köhler

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