Reise ans Ende der Welt – Teil 7

    Nebel, ein besonderer Pfarrer und zu viel Käse

    Was mich an der Bretagne so fasziniert (ich wiederhole mich) ist die atemberaubende Natur. Hier am westlichsten Kap, am Ende Europas oder der Welt – je nach Betrachtungsweise – ist alles unmittelbar, direkt, ohne Umschweife. Das Wetter ist so elementar wie die gefährliche, klippenreiche Küste, an der sich oft meterhoch die Weller brechen. Heute habe ich mir nichts vorgenommen. ‚Treiben lassen‘ steht auf dem Programm. Und so sitze ich entspannt beim Frühstück, blicke auf den Hafen von Le Conquet, das blaue Wasser, den noch blaueren Himmel, unterhalte mich mit der Hotelmanagerin über meinen Besuch bei Nathalie Derouèt, über das schöne Wetter und mein Befinden, das sie erfragte. 

    Als ich, zunächst vertieft ins Gespräch, wenige Minuten später aus dem Fenster blicke, hat sich ein Nebel über Hafen und Landschaft gebreitet – eine Optik wie im November. Solch ein Wetterphänomen war mir bei den letzten beiden Aufenthalten, ebenfalls jeweils im August, noch nicht begegnet. Das kenne ich lediglich aus San Francisco, wo die Golden Gate-Bridge oft im Nebel verschwindet. 

    Beim Nach-Frühstück-Spaziergang macht sich eine seltsame Stille im Ort breit, alles scheint gedämpft. Nebel und 22 Grad Celsius – bizarr. Nach einigen Stunden löst er sich innerhalb weniger Minuten auf, doch begleitet er unsere Spaziergänge auch noch am nächste Tag. Kommt, geht, kommt – alles unmittelbar, direkt, ohne Umschweife.

    Am Abend dann besuche ich eine kleine Kirche in Le Conquet. Hier habe ich schon manches Mal gesessen und die schöne Atmosphäre genossen. Die Kapelle war die Wirkungsstätte eines besonderen, in seinen Haltungen und Predigten herausragenden Pfarrers – Dom Michel Le Nobletz (577 bis 1652). Nach seinem Theologiestudium an der Sorbonne in Paris, so lese ich, war er ein leidenschaftlicher Prediger mit einer ganz eigenwilligen Methode: Er nutzte die Überzeugungskraft von Bildern, um den oftmals des Lesens und Schreibens nicht kundigen Menschen seine Botschaften zu veranschaulichen. Dom Michel war ein glühenden Verteidiger der Armen. In jenen Zeiten, als die Würdenträger der Kirche hauptsächlich aus dem Adel stammten, war das erstaunlich. So erklärt sich wohl seine weit über Le Conquet hinausreichende Bekanntheit, so wurde er wohl zur Legende.

    Der Abend endet im Hotel-Restaurant mit einer opulenten Käseplatte und einem Glas der von mir so geliebten Cidre. Kaum zu bewältigen, diese Käsemengen, aber superlecker! 

    Fortsetzung folgt

    Autor: B. Köhler Fotos: B. Köhler

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