Eindrucksvolle Zeitreise
    Elch-Report zu Gast im Dorfmuseum Dachwig

    Der Impuls: Das wollte ich mir schon immer einmal ansehen. Die Erwartung: Ein schönes kleines Museum, das Dachwiger Historie bewahrt. Die Realität: Eine absolut sehenswerte Ausstellung, die eine Zeitreise durch unsere ländliche, regionale Geschichte induziert antreten lässt und sich keineswegs auf Dachwig beschränkt.

    Unser Zeitplan wankt, als wir sehen, welch umfassende und reich bestückte Präsentation sich uns darbietet. Der Vierseitenhof mit sich anschließendem Garten ist gut erhalten. Hinter dem großen Tor fällt der Blick auf die im Hof positionierten Exponate. Bemerkenswert: Ein Findling beachtlichen Ausmaßes. Elke Steickardt empfängt uns freundlich und wir sind sofort im Gespräch: „Der Findling wurde auf dem Feld in der Nähe des Bahnhofes in den 20er Jahren entdeckt. Er hat beim Ackern gestört. Und jetzt liegt er hier.“

    Die Waschküche mit gemauertem Kessel, mit Wäschemangel und vielerlei Gerät lässt Erinnerungen aufkommen. Die typischen Wäscheklammern kennt man noch aus Kindertagen. Ebenso die Aluminium-Milchkannen, mit denen man beim Milchmann die Milch holte. Vorzugsweise wurden wohl die Kinder geschickt. Erst in den späten 60er Jahren setzten sich Milchflaschen durch, in den 70ern erinnert man sich an die Milchbeutel, Vorläufer heutiger Tetrapacks.

    Das ehemalige Hühnerhaus ist heute Werkstatt, in der die regen Mitglieder des Fördervereins reparieren, instand setzen, ersetzen, wo es notwendig ist. Und das ist ein weites, fast unüberschaubares Feld: Es gilt, die Bausubstanz zu erhalten, die Exponate zu pflegen, die Gartenarbeiten zu erledigen – ein permanenter Prozess, der niemals abgeschlossen werden kann.

    In der Scheune sehen wir interessante Ausstellungsstücke und streben dorthin, werden aber zunächst ins Haus gebeten und folgen gern. Der kleine Flur, von dem u.a. Küche und gute Stube abgehen, empfängt uns mit vielerlei Exponaten. Hier finden wir auch Fotografien der einstigen Besitzer des Hofes – Familie Martin. Es ist das Elternhaus von Elsbeth Martin, geborene Kallenberg. Sie hat 1975 – vor genau 40 Jahren – der Gemeinde Dachwig zunächst die untere Etage als Museum zur Verfügung gestellt, später den gesamten Hof der Gemeinde übereignet.

    Die heimatverbundenen Eheleute begannen schon in den 1950er Jahren damit, bäuerlichen Hausrat zu sammeln, der die dörflichen Arbeits- und Lebensverhältnisse vergangener Jahrhunderte dokumentiert.

    In fleißiger, oft mühevoller Arbeit und mit großem handwerklichem Geschick sorgten Elsbeth und Hermann Martin dafür, der Nachwelt ein anschauliches Bild von den Lebensumständen der Menschen eines Dorfes im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu vermitteln. Allein die in privater Initiative und eigenem Interesse zusammen getragenen, dann restaurierten und kategorisierten Ausstellungsstücke sind von unschätzbarem geschichtlichen Wert.

    Nach einigen Wendewirren, nach denen auch das eine oder andere Exponat nicht mehr auffindbar war, gründeten 20 Enthusiasten den Heimat- und Museumsverein Dachwig e.V., um das historische Erbe zu bewahren. Inzwischen kümmern sich 26 Vereinsmitglieder ehrenamtlich in ihrer Freizeit um das Museum. Mit welchem Engagement das geschieht, ist in jedem Raum spürbar.

    Überbordend viele und besonders originelle Ausstellungsstücke hat das Museum inzwischen gesammelt, vieles stammt aus Spenden der Dorfbewohner. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Gebhardt führt uns kenntnisreich durch die gute Stube, die Küche mit versteckt liegender Vorratskammer, Schlafzimmer und Mägdekammer, schließlich in die original ausgestattete Schusterwerkstatt, die historische Tischlerei, das Schulzimmer und zu den Maschinen und Geräten für die Landwirtschaft in der Scheune. Er erklärt erstaunlich ausgetüftelte Gerätschaften ebenso begeistert wie Kopfputz und Kleidung der Frauen.

    Im Obergeschoss befindet sich eine Ausstellung, die spezifisch Dachwiger Geschichte mit der der gesamten Region verbindet. In Vitrinen sind Bücher, Dokumente und Währungen zu besichtigen.

    Eines steht für uns fest: Wir müssen wiederkommen, müssen intensiver alles in Augenschein nehmen, was wir in unserem zweistündigen Besuch nicht mehr erfassen konnten. Nicht erfassen können wir auch die Eintrittspreise: Erwachsene zahlen für den Museumsbesuch, der gern einen halben Tag umfassen kann tatsächlich nur einen Euro, Kinder 50 Cent.

    Dem Förderverein und der Gemeinde Dachwig gebührt für diese umfängliche und engagierte Pflege ländlicher Historie Respekt und Anerkennung.

    Autor: B. Köhler Fotos: B. Köhler

     

    Historische Schusterwerkstatt

     

    Die gute Stube

     

    Festlich gedeckte Kaffeetafel

     

    Bauernschrank aus dem 18. Jahrhundert

     

    Tiefergelegt – historischer Kinderwagen

     

    Erläuterungen zur Ortslage Dachwig

     

    Besteckkasten mal anders

     

    Prachtvolle Vereinsfahne vom Turnverein

     

    Alter Weihnachtsbaumständer

     

    Vorstandsvorsitzender Wolfgang Gebhardt führt uns kenntnisreich: Eine Plätzchenform, die optimales Ausstechen ermöglicht

     

    Elke Steickardt lädt uns in den Vereinsraum im Keller und erzählt dessen Geschichte

     

    Der Vereinsraum im Keller, aufwändig saniert durch die Mitglieder

     

    Die Museumsgründer – Ehepaar Martin

     

    Das Waschhaus mit Kessel, Wäschemangel und diversen Utensilien

     

    Im Innenhof des Museums

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